Archiv für die Kategorie: ‘Was bedeutet die Légèreté?’

Geht es Ihnen auch so: Man besucht Seminare, ließt Bücher – gute und oder anspruchsvolle – nicht Beides muss zwingender Weise gegeben sein, denn die eine Kategorie Bücher hat einen lehrenden Charakter und betreibt Aufklärung, die Andere ist literarisch-künstlerisch und sich selbst genug (KUNST) – von de la Guérinière , Andrade über Baucher, N. Oliveira, Phillipp Karl, Solinski oder Jean Claude Racinet und auch Linda Tellington Jones oder Alfonso Aguilar –  und hat doch nicht den Stein der Weisen in der Tasche.

Wer hat den Stein der Weisen in der Tasche, wer hat ihn erfunden, wer hat ein Patent auf den Stein der Weisen? Gibt es überhaupt einen Stein der Weisen?

Ein Bericht von Ina

 

Die Frage nach der reinen Kommunikation in der Reiterei –

zuhören – verstehen – erkennen – fühlen?

 

Ein Fachmann hat mir vor ca. 3-4 Jahren einmal gesagt, dass Pferde knapp über 60 Stimmsignale unterscheiden können und ich war damals tief  beeindruckt.

 

Heute weiß ich inzwischen, wie kleinbürgerlich mein damaliges Pferdeverstehen diesbezüglich war.

 

Warum? Weil Pferde unendlich viele Bilder, Gefühle und Stimmungen von Ihrer Umwelt und somit auch von uns, Ihren Besitzern und Vertrauenspartnern, wahrnehmen.

Und da frage ich mich, warum wir uns bei dieser Sprachvielfalt auf knapp 60 Stimmsignale zurückziehen sollten, wenn der Austausch für ein gemeinsames Verständnis unendliche viele Möglichkeiten hergibt?

Wer glaubt, dass diese Frage berechtigt ist, ist an dieser Stelle ermuntert, mit offenem Geist und Herzen weiter zu lesen. Alle Anderen können an dieser Stelle aufhören!

 

Habe ich doch zu Beginn meiner Reiterei schier Bücher über Reittechniken verschlungen. Ich wollte verstehen und eine klare und anwenderfreundliche Bedienungsanleitung für den Umgang mit meinem Pferd: Wie funktioniert die Zügelführung bei einem Schulterherein, wie verlagere ich mein Gewicht bei der Umstellung ins Travers, welcher Huf fußt im Timing beim Übergang in den Galopp auf , wie nutze ich Zügel, Gerte und verlagere mein Gewicht…ich könnte noch eine Vielzahl von Fragen oder Beweisen meines Unverständnisses aufzählen, aber darum soll es an dieser Stelle nicht gehen. Ich bin absolut überzeugt, dass ein solides Basiswissen in der „Technik“ der Reiterei und im Umgang mit dem Pferd unabdingbar ist, schließlich arbeite ich hier mit Werkzeugen (Zügel, Zaum, Gerte, Sattel) im Rahmen der physikalischen Möglichkeiten (Anatomie von Pferd und Reiter, Bewegung und Bewegungsabläufe) und dieses Wissen sollte ich als Reiter zweckmäßig, solide, flexibel und maßvoll, aber insbesondere auch verständlich für meinen Partner Pferd  einsetzen.

 

Und da schließt sich der Kreis, denn es geht um das Verstehen, ums Zuhören,  Erkennen und Fühlen und da komme ich zur Frage: Stoße ich hier an meine Grenzen oder eröffnen sich mir unendlich viele Möglichkeiten in der Kommunikation mit meinem Pferd?

Zusammengestellt von Ina

François Robichon de la Guérinière (* 1688; † 1751) fand den noch heute gültigen korrekten Sitz des Reiters.

In seinem 1733 erschienen Buch Ecole de Cavalerie beschrieb Guérinière als erster eine systematische Ausbildung für das Pferd, die vom Leichten zum Schweren führt, und noch heute als Grundlage für die klassische Reitkunst gilt. Guérinière lehnte jede Gewaltanwendung bei der Ausbildung des Pferdes ab und verlangte, dass jedes Pferd individuell ausgebildet werden müsse, so wie es seine Anlagen erfordern. Nachdem Guérinière aufgrund finanzieller Probleme eine eigene Reitschule einstellen musste, war er von 1730 bis zu seinem Tod im Marstall von Ludwig XV. angestellt. Außerdem leitete er die Reitschule der Tuilerien und durfte den Titel Ecuyer du Roy (Reitmeister des Königs) führen. Im Gegensatz zu Antoine de Pluvinel, seinem Vorgänger in der gewaltfreien Schule, sah Guérinière die Ausbildung des Pferdes als eine Vervollkommnung der Natur und wollte damit in einigen Bereichen, wie zum Beispiel dem Galopp, über die natürlichen Bewegungen der Pferde hinausgehen.Neben dem heute noch üblichen Sitz erfand Guérinière auch das Schulterherein (frz. épaule en dedans) und den Pritschensattel, um dem Reiter die neue Form des Sitzes, die in den bis dahin üblichen Sätteln kaum realisierbar war, zu erleichtern.

Leitgedanke: Vom Leichten zum Schweren in der Ausbildung; Guérinière lehnte jede Gewaltanwendung bei der Ausbildung des Pferdes ab und verlangte, dass jedes Pferd individuell ausgebildet werden müsse, so wie es seine Anlagen erfordern.

Literatur:- Die Reitschule  – Original Ecole de cavalerie 1733


Manoel Carlos de Andrade (* 1755; † 1817) war Bereiter an der portugiesischen Hofreitschule.

Manoel Carlos de Andrade war Schüler eines der zu seiner Zeit bekanntesten und anerkanntesten Reitmeister: Dom Pedro de Alcântara e Meneses, Marquis von Marialva. In seinem Werk Luz da Liberal e Nobre Arte da Cavallaria – deutsch: Die edle Kunst des Reitens – überlieferte er nicht nur die Ansichten und Lehren seines Lehrmeisters, sondern verglich diese auch mit den Lehren de la Guérinières, den er als erster ins Portugiesische übertragen hat, sowie den Lehren von Newcastle und Pignatelli. Das Werk versucht nicht nur einen Überblick über die Reitkunst seiner Zeit zu geben, sondern vermittelt alles Wissenswerte rund ums Pferd, von Zucht, Haltung, Biologie, Medizin bis zu Ausrüstung und Turnierorganisation. De Andrade schrieb damit das bis heute bedeutendste Werk zur portugiesischen Reitkunst – die „Bibel“ der portugiesischen Reittradition, nach der auch in der heutigen, modernen Zeit gelehrt wird und diese Lehren praktiziert werden.

Leitgedanke: Erklärungen für eine vernunftgemäße, allumfassende Praxis rund um das  Pferd Die Arbeitsmethoden zeichnen sich durch psychologischen, logischen Ausbildungsaufbau unter Berücksichtigung der Natur des Pferdes in der Vorgehensweise aus.

Was hat sich alles geändert
seit der Légèreté? Ein persönlicher Erfahrungsbericht

 

 

Ein Bericht von Tanja mit Ergänzungen von Dani

Vorher – nachher

Früher war ich ein Dressurreiter ganz nach „FN-Manier“. Ich hatte eine S-Dressurreiterin als Reitlehrerin und ihr ehemaliges Turnierpferd als Lehrmeister. Folgende Dinge waren für mich normal (haben schließlich alle so gemacht) und gehörten dazu, z.B.:

Vorher

  • Bodenarbeit– was ist das?
  • Aufsitzen natürlich vom Boden aus, mit Höckerchen ist nur was für ungelenke Reiter
  • Reiten ohne Handschuhe ging nur bedingt, meist bekam man von den Zügeln Blasen am Ringfinger

Ein Bericht von Ina

 

Was ist Légèreté?

  

Wir alle kennen die Légèreté vom Hörensagen und reden, nicht immer, aber immer öfter über sie. Der ein oder andere soll sie auch schon selbst wahrgenommen oder im Dickicht kleiner individueller Reitplätze entdeckt haben und beobachten können.

Dr. Grzymeck („Schimäck“) – die Älteren unter uns kennen ihn noch aus der Fernsehreihe „Ein Platz für Tiere“ – würde sich bei der Beantwortung der Frage nach der Légèreté wohl so oder so ähnlich äußern:
Meine lieben Leser und Leserinne, bei der Légèreté handelt es sich um eine der älteren, dennoch absolut Pferd und Reiter wohlwollenden Art des Reitens. Sie ist über den gesamten Kontinent verbreitet, dennoch schwierig zu entdecken und auf kommerziellen Sport bzw. Turnierveranstaltungen selten nur bis gar nicht mehr zu sehen, wo sie doch eigentlich so ein nützlicher Helfer im täglichen Miteinander von Pferd und Reiter ist. 

Die Légèreté bevorzugt eher die blaue Stunde. Man bekommt sie auf kleinen individuellen Reitplätzen zu Gesicht. Sie ist ein freundlicher, intelligenter, eher zurückhaltender und bescheidener Zeitgenosse, der aufgrund seiner besonderen Stärke von Gefühl, Harmonie und Balance nicht unterschätzt werden darf. Ihre größten Feinde sind Härte, Egoismus, Opportunismus und Kommerz. Die Légèreté ist als aussterbende Art ob ihrer Notwendigkeit für die gesamte Reitkultur unbedingt schützenswert und unverzichtbar!!!

Meine persönliche Definition:
Für mich ist Légèreté, wenn ich trotz meiner Anwesenheit ein freies, stolzes und entspanntes Pferd spüre. Ein Zustand, der mein Pferd zufrieden und mich glücklich macht. Das Streben nach Harmonie und Einheit .