Silke und Simba stellen sich vor

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Simba ist ein 2009 wahrscheinlich in Frankreich geborenes Mehrrassenpferd. Während ich den Alterungsprozess meines treuen Anton verfolgte (und mir dabei überlegte, ob es eine reiterliche Zukunft für mich gäbe und wie die wohl aussehen möge), lief er schon herum und platzte irgendwann nach einer Art Blitzverknallung im April 2014 in mein Leben. Das Nachwuchspferd sollte schon sehr viel anders sein als der Haflinger vom Züchter, dessen Körurteil „ungekört/durchgefallen“ lautete, in dessen Leben immer die Sonne geschienen hatte. Ich möchte nicht vergleichen können…

Simba IST auch anders- er kam aus schlechter Haltung (verhungert und verhauen) auf einen Bauernhof wo man zwischen vielen Tieren auch Kindergeburtstag feiern kann. Man hatte ihn dort „schonend eingeritten“ und für die Kinderreitstunden verwendet. Immerhin lernte er dort viele Vierbeiner kennen: Esel, Minischweine, Hund und Katz, Geflügel, ganz zum Schluss gab es auch noch Lamas. Bestechend war, dass sich besagter Bauernhof hier ganz in der Nähe befand und ich immer mal hinfahren konnte… gucken. Ganz prägnant fiel bei Simba eine große Skepsis auf, die sich aber dann pro Tag auflöste, wenn ich mich mit ihm befasste: dann wollte er mich fast nicht weglassen. Ich wollte ihn gern kaufen mein Tierarzt machte eine Ankaufsuntersuchung: „alles ok, nur etwas dünn: Handle doch mal eine Wurmkur und vielleicht die Grundimmunisierung heraus…“ Denn wortreich verbrämt werden die Tiere dort weder geimpft noch entwurmt, haben aber Infektionsdruck durch reges Kommen und Gehen am Stall…

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Nach einem Monat (während dem ich zwischen zwei Ställen pendelte) war es im Juni soweit: unsere Wiesen waren offen und boten Platz genug, ein neues Pferd einzugewöhnen. Ich entschloss mich, das mir unbekannte Pferd heim zu reiten… Und diese zwei Stunden gehören zu den emotionalsten in meinem Leben. Das folgende Bild zeigt uns nach der Ankunft.

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Simba brauchte eine ganze Weile um hier anzukommen und heimisch zu werden. Während ich vorher über riesige Wiesen tapste (um ein Pferd einzufangen, das nicht geholt werden WOLLTE- und weglief), haben wir hier etwas kleinere Flächen, weniger Tiere, es tat ihm wohl. Das war deutlich zu merken. Die skeptische Grundhaltung blieb, der aufgeregte Magen auch, im ersten Jahr gab es zwei Koliken (im folgenden Jahr eine), die aber früh genug erkannt wurden und beachtet werden konnten.

Zunächst einmal versuchte ich, den mit Anton gehabten Reitunterricht so fortzusetzen. Es ist ein klassisches Reiten unter „barocken Aspekten“, wobei mich mir seit 2010 bereits immer wieder Impulse in der Reitweise der Légèreté (Danke an Barbara!) geholt hatte. Unsere Reitlehrerin empfahl als erstes einen ostheopatischen Termin wegen des verkanteten Ileosakral gelenks (Häh- der Kerl soll doch kerngesund sein?!). Tatsächlich: sie hatte recht- und ich ein schlechtes Gewissen: denn ich hab den Armen auch noch über Stunden heimgeritten… Nach zwei Behandlungen während derer mir auch schiefe Hufe und ungleiche Bemuskelungen gezeigt wurden (tatsächlich: Liebe macht blind), hatte sich zum Glück dieses Problem erledigt.

Danach ging es auf die Sattelsuche für den halben Hering. Da sind wir nun über mehrere Stationen beim Deuber (Modell Relvas) gelandet.

Nach und nach stellte sich heraus dass das augenscheinlich so coole Pferd offenbar starr vor Angst war. Fremde Männer, die an ihm rumgriffeln um etwas zu überprüfen, können noch immer dramatische Reaktionen auslösen. Wir haben ein vielfältiges Programm… Durch eine Trainerin die nach Parelli arbeitet konnten wir eine sehr klar schlüssige Kommunikation erarbeiten- es gilt, weitere Missverständnisse (die wiederum Ängeste generieren können) zu vermeiden. Auch dort ist es so, dass alle Dinge vom Boden aus erklärt werden- man arbeitet mit leisen Zeichen, mit viel Ruhe und Geduld. Eine stolz fürs neue Pferd gekaufte Regendecke… es dauerte fast eine Stunde, bis er die auf seinem Rücken duldete. Hufbearbeitung ging gar nicht, das klappt inzwischen gut.

Ziemlich früh wurde mir klar, dass ich dieses Pferd nicht wie gehabt weiterreiten würde. Ich bekam Besuch von Barbara, die natürlich mein neues Pferd sehen wollte, sie machte die allerersten Abkauübungen mit Simba. Hier stellte sich heraus: Jawoll- das ist es. Das war sein Ding. Und ich habe großes Glück: inzwischen arbeitet Stephie mit uns.

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So nach und nach können wir auch mit Ängsten und „Pubertätsschüben“ umgehen, sie auflösen und umwandeln. Simba ist ein motiviertes Pferdchen, das zwar fürchtet, dass es am Ende wieder wehtun wird – aber sich immer wieder neu einlässt, stolz auf Lob ist, er will immer. Und wenn er etwas nicht macht, dann kann er das aus diesem oder jenen Grund nicht- den muss ich dann herausfinden.

Leider hatten wir in 2015 ein riesiges Pech- Simba rutschte auf Kastanienblütenblättern aus, brach hinten weg. Dabei verlor er mich, setzte sich kurz auf mein Fußgelenk- und ging in Eigenregie heim. Ich konnte nicht auftreten und habe meine Nachbarn hier in der Gegend zusammengetrommelt, die versuchten das Pferd zu greifen: er blieb im Schritt, ging aber strikt heim. Er hätte sich an drei bis vier Stellen neben die Kumpels stellen können. Er überquerte jedoch im Schritt die Bundesstraße (nachdem er sich die Autos auf beiden Richtungen angehalten hatte) und marschierte nach Hause- ohne mich. Für mich blieb die operative Versorgung des Fußgelenks, ein paar Tage Krankenhaus, ein paar Wochen krankgeschrieben. Ich kam zurück an Unterarmgehhilfen… und was mache ich mit dem Pferdchen? Ich habe meinen treuen coolen Anton. Alle Griffe konnte ich mit einer oder beiden Stützen bei ihm „vorüben“, bevor ich Simba behelligte. Anton ist ein treuer Freund- wahrhaftig! Mein Plan war, mir über das zu Fuß arbeiten nach Parelli, den Draht zum Pferd warmzuhalten und die Kommunikation zu verfeinern, nach dem Motto: „wer den Anderenbewegt, ist der Boss“. Ich war sowieso ziemlich unmobil. Tatsächlich funktionierte das so.

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Ich stelle fest, dass die Reitweise der Légèreté meinem derartig verprellten Pferd und mir guttut. Wir arbeiten miteinander, und freuen uns gemeinsam über erreichte Meilensteine.

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Ich freue mich, dass er inzwischen ein wohlgenährtes, ausgeglicheneres Pferdchen ist.

Wird fortgesetzt.

Inzwischen haben wir Juni 2017.

Kategorie: News