Artikel mit dem Stichwort ‘Jean-Claude Racinet’

Ein Bericht von Susanne und Carsten Ewers (aus Bassen,bei Bremen)

 

J. C. Racinet in Kattien
Juni/Juli 2007

 

 

Sehr gespannt auf den Menschen und sein Können sind wir am Freitag Mittag in Kattien angereist.

Wir wurden herzlich empfangen und auch gleich integriert.

Am Nachmittag ging der Unterricht dann weiter und dort haben wir einiges interessantes
gesehen. Schön war, daß dort auch Reiter waren, die von der FN-Reiterei kamen
und umsteigen wollten. Auch kam eine junge Frau mit ihrer Traber-Stute,
die scheinbar in Richtung Légèreté noch nicht gearbeitet
hatte. J. C. Racinet hat sich für jeden die Zeit genommen,
in Ruhe das Wichtigste nahe zu bringen.

Er brachte sehr viel Geduld auf,
auch wenn jemand etwas länger brauchte, um die Dinge zu verstehen.
Seine Energie, sich in die Pferde rein zu versetzen, ihnen verständlich zu
machen, was er möchte und die Ausdauer, die er aufbringt,
bis er annähernd sein Ziel erreicht hat, ist phänomenal!

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Aus unseren Augen heraus, ist er ein absolut bewundernswerter Mensch,
der total bodenständig und bescheiden ist!

Bei einem Abendessen erzählte er uns, daß manche Menschen
ihn Meister nennen, was er nicht mag.
Da meldete sich eine junge Frau zu Wort und sagte, daß
er aus ihrer Perspektive zum einen wesentlich älter sei,
zum anderen er deutlich mehr Erfahrung habe und sie
deswegen zu ihm auf blicke. J. C. Racinet sei in ihren Augen
ein Meister.
Ein Schmunzeln, ein bescheidenes Nicken und
Schulterzucken war dann die Bestätigung von ihm.

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Seine Offenheit zu den fremden Menschen, die ihn umgaben,
ist beeindruckend, auch ist er nie zu müde, um
reiterliche Fragen zu beantworten. J. C. Racinet hat nie
jemanden ausgegrenzt, weil er etwas anderes dachte.
Im Gegenteil, er hat sich dann für diese Sichtweise interessiert.

Wir sind stolz darauf, ihm persönlich begegnet zu sein
und hoffen, daß er noch viele Menschen in seinen Bann zieht.

Ein Bericht von Monika

 

4. Reitkunstseminar mit J.-C. Racinet in der Oberlausitz
vom 24.05. – 27.05.2007

 

Ruhige, konzentrierte, freundliche Arbeitsatmosphäre.

Das ist es, was J.-C. Racinet mit in die Reithalle bringt,

wenn er mit der Arbeit an uns und unseren Pferden beginnt.

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Pascale übersetzt Jean-Claude auf Deutsch, damit wir auch alles verstehen

 

Jedes Pferd und jeden Reiter mit der gleichen Güte und dem gleichen Elan unterweisend.

Légèreté ist unser Ziel. Da sind sich alle Teilnehmer einig!

Das, was wir menschlich dafür brauchen, bringen alle mit, aber die technischen Mittel,

das Handwerkszeug, fehlen uns ein Stück weit.

So läßt er den Reiter zu Beginn einer Stunde vorreiten, um seine Stärken und Schwächen zu sehen.

In einer halben Minute hat er genug gesehen und die Korrektur beginnt.

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Mein Thema für diesen Tag heißt: Verstärkung der Autoimpulsion

des Pferdes bei Minimalisierung der Schenkelhilfen.

Das hatte ich mir von ihm gewünscht.

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Das Pferd, das ich reite, ist lieb, aber gehorcht nicht so gut meinem Schenkel,

geschweige denn nur meinem Sitz.

J.-C. R. setzt sich selbst in den Sattel, nach 5 Minuten gibt er ihn mir zurück:

Schenkelhilfen brauche ich keine mehr, Sitz genügt, das Pferd geht deutlich gelöster.

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J.-C. R. korrigiert einen Teil meiner Hilfen, dann setz er sich selbst

wieder in den Sattel, verfeinert das Pferd noch einmal weiter.

Das Ergebnis: Das Pferd trabt auf Diagonalisierung der Handhilfen

schwungvoll an, ohne das ich die Schenkel benötige,

ein Hauch Veränderung des Sitzes genügt. Die Trabverstärkung funktioniert ebenso.

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So ein schönes Gefühl, mein Körper fragt und das ganze Pferd

antwortet mit der ihm eigenen Frische und Elan. Wunderbar!!

Das will ich seit 30 Jahren schon! Danke J.-C. R.!

 

Monika Bien (Ausbilderin aus Bargteheide/Hamburg)

monika.bien@web.de

Ein Bericht von Dani

 

Am 23. Juni 2006 war es soweit und wir haben uns auf den weiten Weg zu Herrn Jean-Claude Racinet gemacht.

Phillippe Karl hatte uns in diesem Jahr bereits einiges an Input gegeben und einen vorwiegend positiven Eindruck hinterlassen. Schmunzelnd haben wir uns gefragt: Kann sein ehem. Landsmann da mithalten, oder es sogar toppen?

Aber zum Anfang:

 

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 Leider konnten nicht alle von unserer Truppe mit in die Oberlausitz fahren, aber immerhin sind wir dann zu neunt gestartet und haben in Leutersdorf nicht schlecht gestaunt, daß wir, ich denke mal ca. 1/3 der Seminarteilnehmer ausmachten!

„Hallo?! Wo waren denn die Heerscharen von Wissensdurstigen?

Hatte denn niemand außer uns das Buch gelesen?!

Konnte es sein, daß sich so viele so eine Gelegenheit entgehen ließen, diesem Mann bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen?!

Gut, Leutersdorf ist jetzt nicht gerade der Nabel der Welt…aber die Staaten sind eindeutig weiter weg.“

Untergebracht waren wir in einer netten kleinen Pension und einer dazugehörigen FeWo mit einem wirklich guten Frühstücksbuffet. Hatten wir gar nicht erwartet und waren daher um so angenehmer überrascht.

Am Samstagmorgen sind wir zusammen zu dem Hof gefahren, wo das Seminar stattfand.

Es standen bereits Stühle, Bänke, sowie Kaffee und kühle Getränke bereit. Da haben wir uns gefreut- genau das Richtige bei dem schönen Sommerwetter und die Uhrzeit ;).

Wie Hühner auf der Stange haben wir uns in der ersten Reihe aufgereiht (Es gab auch keine wirkliche 2. oder 3…; ) ) und……gewartet….

Und was dann in den nächsten Tagen kam hat unsere Erwartungen eindeutig übertroffen!

An dieser Stelle würde es den Rahmen sprengen auf alle Praxisteilnehmer und ihre Pferde einzugehen, daher hier nur die Schilderung ein paar weniger Eindrücke:

 

Zu seiner Person:

Herr Racinet wirkte äußerst sympathisch. Er war humorvoll, gepaart mit einem gehörigen Schuß Selbstironie und besaß die Gabe, das, was er machte, sehr gut erklären zu können, so daß man ihm gut in seinen Ausführungen folgen konnte.

An dieser Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben: Dank Pascale Berthier, die so nett war, die ganze Zeit seine Ausführungen für uns ins Deutsche zu übersetzen und das die ganze Zeit mit Mikro! Wirklich klasse! So ging wirklich nichts an Informationen verloren.

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Zu seiner Arbeit:

Theorie:„Der goldene Schlüssel liegt in der Lockerung des Unterkiefers“

Das war die Hauptaussage, die er immer wieder wiederholte. Verständlich, da er sich an den Lehren von Baucher orientiert und sie zur Grundlage seiner Arbeiten gemacht hat.

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Was beeindruckte:

– Keine Bewegung, keine Übung schien, ohne daß er damit eine Absicht verfolgte.

Es wurde sichtbar, dass er sich wirklich intensivst, sein Leben lang, mit dem auseinandergesetzt hat, was er lehrt.

– Die Ergebnisse die nach kurzer Zeit sichtbar wurden, sprachen für sich.

– Daß er täglich schaut, ob er neue Erkenntnisse gewinnen kann…und das mit 77!

– Daß er auch in den Pausen immer noch genügend Zeit fand, sich den Fragen zu stellen und zu erklären, obwohl es ihm offensichtlich körperlich nicht gut ging. Es schien ihm keine Frage zu lästig oder zu profan, als daß er sie nicht beantwortet hätte.

Man hat gemerkt, daß ihm sehr viel daran lag, sein Wissen weiterzugeben.

 

Kritisch betrachtet:

Wenn man versucht „seine Arbeit“ zu kopieren, ohne zu Wissen, was man macht- oder zu interpretieren, ohne nachgefragt zu haben könnte es möglich sein, daß man dem Pferd ungewollt Schaden zufügt, anstatt ihm zu helfen.

Seine Lehre ist keine „ Bedienungsanleitung“, die einem im Schnellverfahren ein lockeres Pferd beschert, sondern es Bedarf einer intensiven Auseinandersetzung.

Auf dem Seminar waren viele Korrekturpferde. Herr Racinet hat dementsprechend viele „Korrekturmaßnahmen“ gezeigt, die aber nicht dauerhaft angewendet werden sollten. Im Auge eines ungeschulten Betrachters können diese unter Umständen Ablehnung hervorrufen oder zumindest Irritationen.

 

Resümée:

Viele Aspekte seiner Arbeit konnten wir für unsere alltägliche Arbeit mit unseren Pferden zu Hause mitnehmen. Einige davon haben wir bereits umgesetzt und es wurden schnell positive Veränderungen sichtbar.

Vieles davon hat uns bestärkt, daß wir mit unserer Arbeit nicht verkehrt liegen und hat uns noch mehr Handlungssicherheit gegeben.

Das Seminar hat allen von uns eine Reihe von neuen Denkanstößen gegeben und wir sind uns alle einig, daß Herr Racinet eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist.

Die Fahrt hat sich allemal gelohnt und die 2,5 Tage, die wir dabei sein durften, waren viel zu kurz.

 

Schade, daß die USA soweit entfernt sind…

…aber die Oberlausitz ist ja nicht soweit 😉

racinet4Fazit: Nicht zu toppen!

Das Pferd presst bei Zügelaufnahme die Zähne zusammen, wie ist eine Lockerung möglich? Mit den Händen in den Trensenringen ist manchmal eine Kieferflexionierung möglich.

Bitte lesen Sie das Kapitel 13 von „Francois Baucher, Enfant terrible oder Génie?“ von J.C. Racinet – OLMS-Verlag !

Versuchen Sie ansonsten, die Zügel möglichst sanft aufzunehmen.

Dabei sollen die Ringe des Gebisses sich absolut nicht bewegen!

Üben Sie das vielleicht sogar zuerst ohne Pferd ein und vielleicht auch mit dünnen Fäden anstatt der Zügel.

Und dann probieren Sie es wieder mit den Zügeln (sie sollten absolut glatt sein !!) auf dem Pferd.

NACHRUF AUF JEAN-CLAUDE RACINET

Patrice Franchet d’Espèrey

Écuyer am Cadre Noir, Saumur

Was wir alle von denen zu bewahren hoffen, die von uns gegangen sind, das ist das ihnen Eigentliche: ihre menschliche Zuneigungsfähigkeit, Wärme und Güte, ihr praktisches Wissen und ihre Einsichten, ihr schieres Können und Feingefühl. Wohl aber auch, bezogen auf die Schwierigkeiten, die wir selbst zu lösen haben, die Art und Weise, wie sie, die nun nicht mehr unter uns weilen, diese sahen, wie sie darüber dachten und nachdachten und wie sie sie lösten. Wenn wir also ein Weiterleben der von uns Geschiedenen ersehnen, so ist es immer ihr Geist, den wir bewahren wollen.