Juliane und Zio stellen sich vor

Zio

Zio ist eine 2004 geborene holländische Warmblutstute, die 8-jährig in mein Leben trat. Das erste Jahr war die reinste „Achterbahnfahrt“ der Gefühle. Der Traum vom eigenen Pferd fühlte sich in diesem Jahr wie ein Albtraum an. So war ich zumeist hin- und hergerissen zwischen einem, meiner Stute gegenüber, eigentlich sehr positiven Bauchgefühl und der Meinung anderer, die eine langjährige „Pferdeerfahrung“ vorzuweisen hatten. Zio stellte sich als vorzügliche Lehrmeisterin heraus, die mich vor allen Dingen lehrte, auf mein eigenes Bauchgefühl zu hören. Und indem ich mich zusehends traute, auf meine innere Stimme zu hören, kreuzten sehr wichtige Menschen unseren Weg. So lernten wir im März 2013 Susanne kennen. Sie war die erste, die an uns beide geglaubt hat. Susanne meinte schon nach relativ kurzer Zeit des Kennenlernens, dass Zio und ich eines Tages durch die Bahn „tanzen“ würden. Seitdem gehört sie in unser Leben und steht uns immer mit Rat und Tat zur Seite.

Eines der schönsten Dinge, die ich in der gemeinsamen Arbeit erfahren durfte, war einfach „zu sein“ mit dem Pferd. Ich lernte ohne Leistungs- oder Zeitdruck,  Zio und mir Zeit zu geben, die sie bzw. ich brauchen, um den nächsten Ausbildungsschritt zu gehen. Daraus wuchs und wächst Vertrauen. Mittlerweile sind wir schon ein richtig gutes Team.

.

.

Im April 2012 stieß ich, auf der Suche nach einem geeigneten Pferd, im Internet auf Zio, einer im April 2004 geborenen holländischen Warmblutstute, „in toller Aufmachung“.

Als ich auf dem Hof in Weeze ankam, habe ich das Pferd zunächst nicht gefunden. Dort stand kein Pferd in „toller Aufmachung“. Mir wurde ein mageres Tier gezeigt, was farblich zumindest dem Bild im Inserat entsprach. Das Pferd stand skeptisch in der hintersten Ecke seiner Box und kam auch nicht neugierig an die Boxentür, nachdem ich es freundlich ansprach. Für mich war klar, dieses Tier war auf keinen Fall mein Wunschpferd aus dem Internet. Ich war drauf und dran, den Hof wieder zu verlassen, allerdings wäre die lange Fahrt dann umsonst gewesen. Also blieb ich. Beim Putzen fiel bereits auf, dass das Tier erstaunlich ruhig stand und alles geduldig über sich ergehen ließ. Ich habe dies zunächst registriert, wusste es allerdings noch nicht einzuordnen.

Zio1

Es war nicht „Liebe auf den ersten Blick“, als ich mich für Zio entschied. Die Stute mit dem spitz aus der Kruppe herausragenden Kreuz-Darmbeingelenk hat mich mit ihrem warmen, tiefen und traurigen Blick in ihren Bann gezogen. Als wollte sie mir sagen: „Bitte lass mich nicht hier.“

Zio6

Nein, ich hab sie natürlich nicht dort gelassen und so kam sie am 03.Mai 2012 zu mir.

.

Nachdem Zio sich ein wenig eingelebt hatte, wollte ich auch reiten. Dies gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht. Nach ca. 5 Wochen veränderte sich Zio zusehends. Sie war widerspenstig, drückte den Rücken weg und trat die Flucht nach vorne an. Selbst das Auftrensen war nur unter größter Anstrengung möglich.

Das Pferd wirkte insgesamt hochgradig gestresst und hatte stets einen hohen Muskeltonus. Also fragte ich zunächst einen Tierarzt und Chiropraktiker um Rat. Dieser stellte fest, dass das rechte Kreuzbein ca. 2 cm höher stand als das linke und renkte das Tier erst mal richtig ein.;-) Allerdings war danach keine Änderung festzustellen. Zio fand einfach keinen Takt (auch nicht an der Longe). Sie wirkte weiterhin stark gestresst. Beim Reiten knirschte sie mit den Zähnen, rollte sich auf, war regelrecht schweiß-gebadet und hat bis zu siebenmal in der Bahn geäppelt. Sie war nur noch auf der Flucht und konnte dann gar keinen Schritt mehr gehen. Sie zeigte dann auch Ansätze zum Steigen, so dass man an schlechten Tagen Mühe hatte, vom Pferd runterzukommen. Man konnte sie dann nämlich auch nicht mehr anhalten. Immer wieder traten diffuse Lahmheiten auf. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Ich hatte sie doch schließlich tierärztlich untersuchen und behandeln lassen. Und der Sattel wurde auch vom „Fachmann“ anprobiert.

Zio3

Zio4

Zio5

Nachdem sie mich dann eines Tages in den Sand setzte, stand für mich fest: „Jetzt wird`s gefährlich!“ Ich zog in Erwägung, mich von ihr zu trennen. Nachdem eine Händlerin mir dann allerdings signalisierte, dass es schwer werden würde, solch ein „unreitbares“ Pferd zu verkaufen und der Herbst vor der Tür stand, beschloss ich uns eine letzte Chance zu geben. Entgegen aller gut gemeinten Ratschläge wollte ich bis zum nächsten Frühjahr mit ihr arbeiten, erst dann würde ich neu entscheiden.

Ich erfuhr in dieser Zeit viel Gegenwind, Unverständnis, warum ich solch ein gefährliches Pferd behalten wolle. Es gäbe schließlich tausende, unverdorbene Tiere. Und dann auch noch `ne Stute.

Mit Hilfe einer lieben Stallfreundin, die auch den „Blick über den Tellerrand nicht scheute“ und mir den Rücken stärkte, wenn der Wind aus der Gegenrichtung wieder etwas stärker wehte, fing ich an, die Reiterei zu überdenken und beschloss, ganz von vorne anzufangen.

Zio2

Ich musste mehrgleisig fahren und herausfinden, was für einen Charakter ich da vor mir hatte und woher diese Not rührte.

Ein weiterer Check-Up von Pferd und Equipment bei einer bekannten Reitlehrerin im September 2012 ergab, dass der Sattel nicht passte bzw. der Verdacht auf „Kissing Spines“ oder gar ein Knieproblem bestand.

Ein späteres Rückenröntgen blieb aber -Gott sei dank- ohne Befund. Also keine „Kissing Spines“. Allerdings löste der Kauf eines neuen Sattels weiterhin nicht das Problem.

Schulmedizinisch war erstmal keine größere „Baustelle“ zu entdecken, so dass ich weiterschauen musste, wie ich irgendwie Zugang zu diesem Tier bekommen konnte.

Eine Horsemanship-Trainerin aus Essen, mit der ich dann drei Monate lang zusammen arbeitete, war bereits nach der ersten Stunde begeistert von meiner Stute. Ich konnte es gar nicht glauben. Nach all den schwierigen Monaten sagte mir jemand etwas Positives zu meinem Pferd. Das, was ich in meinem Herzen schon lange gefühlt habe. Mir schossen die Tränen in die Augen. Es gab mir einen Hoffnungsschimmer, dass Zio und ich vielleicht eine Chance hatten und die Kraft, nicht aufzugeben.

Allerdings hatte es nur eine wirkliche Chance, wenn wir aus diesem negativen Umfeld herauskamen, denn „je besser dein Umfeld, desto besser für dich!“ (von Michael Draksal). Eine gute Stall- und Trainingsatmosphäre war hier einfach nicht gegeben, denn  man durfte nur die angestellten Ausbilder des Stalles in Anspruch nehmen. So bekam ich netterweise eine vorübergehende „Ausnahmegenehmigung“ seitens des Vorstandes, zu psychotherapeutischen Zwecken mit der Horsemanship-Trainerin zusammenzuarbeiten.

Diese bestärkte mich dann später auch darin, den Stall zu wechseln. Eine gute Idee, wie sich herausstellte!!!

Denn so lernte ich im März 2013 Susanne kennen. Obwohl so viele Ausbilder dort ein- und ausgingen, fiel mir die Wahl nicht schwer. Susanne war anders als die anderen. Für sie stand nicht das „Reitpferd“ im Focus, sondern das „Pferd“, was erstmal grundsätzlich gar nichts „muss“ , außer „Pferd“ zu sein. So bestand die erste Stunde unter anderem darin, dass sie sich Zio ohne Sattel nur einmal anschaute und an bestimmten Stellen berührte, wie z.B. an Kopf, insbesondere Maul (Kiefer), Rücken. Und da offenbarten sich so einige Baustellen für Susanne.

Vor ihr stand absolut kein Reitpferd. Zio ließ sich nicht mal anfassen, schon gar nicht am Maul. Sie riss sofort den Kopf hoch, als Susanne versuchte, ihren Finger an die Maulspalte zu legen. Zio befand sich wieder im „Fluchtmodus“. Das Maul war eine riesige Baustelle, so dass ich Susanne fragte, ob man dies nicht irgendwie umgehen könnte, indem man gebisslos ritt. Und so hörte ich zum ersten Mal von der „Kieferflexion“, dass man also über den Kiefer an den Rücken bis zu den Hinterbeinen kommt. Es rettet einen nämlich nicht, das Maul zu umgehen. Ganz im Gegenteil, die Flexion im Kiefer vermag Verspannungen im gesamten Körper des Pferdes zu lösen. Und das ist bei gestressten Pferden, wie bei meiner „Ziomaus“ enorm wichtig, immer wieder aus dieser stressbedingten Verspannung herauszukommen.

Zio13

Bevor jedoch mit dem Training begonnen werden konnte, schlug Susanne vor, Zio auch energetisch zu harmonisieren mittels der Organetik. SL. Oje!!! Wo war ich da gelandet? Was ist das denn? Organetik? Ich war zunächst sehr skeptisch, zumal das Pferd hierzu nicht mal berührt werden  musste. Aber da ich mein Pferd ja sowieso nicht reiten konnte, wurde ich von den anderen Einstellern ohnehin schon wie ein grünes Marsmännchen angeschaut. Also war das jetzt auch egal. Im schlimmsten Falle hätte ich Lehrgeld gezahlt.

Aber es kam anders. Zio reagierte so eindeutig und so positiv auf die Organetik, dass kein Zweifel blieb. Es funktionierte wirklich. Zio veränderte sich zusehends.

Sie war nicht mehr wie ein Panzer und wurde flexibler im Kreuz-Darmbeinbereich und in der Lendengegend. Man konnte sie immer mehr am Kopf, besonders in der Genickgegend, berühren, ohne dass sie panisch wurde.

Zio7

Jetzt konnte die Arbeit beginnen. Zios Rücken war jedoch noch längst nicht in der Lage, einen Reiter zu tragen. Deshalb ging es zunächst darum, vom Boden aus über das Maul das Pferd elastischer zu machen, es zu dehnen und damit zu entspannen. Dies gestaltete sich anfangs sehr schwierig, denn Zio hatte aufgrund ihrer Vorgeschichte einen hohen Muskeltonus und gelernt, alles festzuhalten, was sie hatte. Auch hatte sie aufgrund ihres mangelnden Vertrauens zum Menschen, Schwierigkeiten mit meiner Nähe. Denn sie hatte gelernt, das es besser ist, auf sich selber aufzupassen und einen gesunden Abstand zum Menschen zu halten, denn von dem war ja nicht Gutes zu erwarten.

Zio8

Zio9

Zio10

Zio11

Ohne Losgelassenheit gibt es jedoch auch kein entspanntes Pferd und so schlug Susanne vor, die Doppellonge dazu zu nehmen. Das könnte Zio möglichweise aufgrund der vorhandenen Distanz entgegenkommen. Außerdem könnte man den Trab und später dann auch den Galopp dazunehmen, was dann auch wieder mehr zum Lösen beitragen kann. Susanne weihte mich also in die Arbeit mit der Doppellonge ein. Aber nicht so, wie ich es bisher bei anderen Pferdemenschen gesehen hatte. Der äußere Longenzügel wurde nämlich nicht hinten um die Hinterhand geführt, sondern über den Rücken. Diese Art der Longenführung entspricht eher der Zügelführung vom Sattel aus. So konnte Zio gut auf das Reiten vorbereitet werden, denn Baustelle war ja auch immer noch das Maul. Zio konnte lernen, über meinen Longenkontakt zum Maul (Kieferflexion), sich zu entspannen. Hätte man dies gleich vom Sattel aus versucht, wäre Zio maßlos überfordert gewesen. Sie hätte sich mit mir ausbalancieren und auf Susanne und mich achten müssen. Und dann noch was von ihr wollen? Gerade bei gestressten Pferden ist weniger mehr. Da ist oftmals evtl. schon das Putzen oder Anlegen des Equipments purer Stress. Man muss diesen Tieren dann mit kleinen Steps helfen, die sie auch gut schaffen können. Sie brauchen Erfolgserlebnisse, Anerkennung und die Chance, die erlernten Schritte auch verarbeiten zu können.

Zio12

Das Handling mit der Doppellonge war schon recht anspruchsvoll, aber nach und nach wurde der anfängliche „Leinensalat“ immer koordinierter. Und bald waren auch Handwechsel im Schritt und später auch im Trab möglich. Zio lernte bei kleinen Unstimmigkeiten, die mit meiner Koordination zusammenhingen bzw. auch wenn sie unsicher wurde, zu warten. Sie stürmte also nicht mehr davon und hörte und sah nichts mehr, sondern sie wollte jetzt verstehen. Zio wurde immer sicherer und unsere Arbeit zweimal in der Woche und die parallelen Organetik-Anwendungen alle zwei Wochen taten Zio sichtlich gut. Sie bekam eine Verbindung zu ihrer Hinterhand, zu ihrem gesamten Körper. Damit veränderte sich ihr Körperbewusstsein. Sie kam in die Balance. 🙂

Zio14

Fortsetzung folgt

Kategorie: News