Claudia und Maravilloso stellen sich vor

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Nachdem ich bereits ein Jahr lang mit einem anderen Reitbeteiligungspferd mit Susanne nach den Grundsätzen der Légèreté gearbeitet hatte, kam für mich ein FN- oder sonstiges Reiten nicht mehr in Frage. Noch nie hatte ich so viel Spaß beim Reiten sowie ein lockeres und glückliches Pferd unter, neben und vor mir. Mir war klar: entweder wollte ich mit Susanne weitermachen oder aufhören.

Als dann Jenny, Maravillosos Besitzerin, mich so im November 2011 anmailte, sie habe gehört, ich würde noch ein Pferd als Reitbeteiligung suchen, sie habe gerade auch niemanden und ob wir uns nicht mal treffen sollten, hab ich innerlich gejubelt und mich gefreut wie ein Kind. Kannte ich doch Maravilloso seit ca. zwei Jahren und fand ihn schon immer toll, hab mich mit Jenny gut verstanden und der Stall ist quasi von mir zuhause um die Ecke.

Gemailt, getan, also haben wir uns verabredet und nach ca. 30 Sekunden Probereiten, schließlich dauert auch das Aufsteigen eine gewisse Zeit, war mir klar: mit diesem Pferd möchte ich alt werden. Er ist eine große Pferdepersönlichkeit, wie ich sie noch nie erlebt habe. Bei aller Bravheit, ist er ein ebensolches Schlitzohr, der schon mal recht kreative Einfälle hat. Vor kurzem hat er auf der linken Hand bei allen Gelegenheiten Travers angeboten, auch wenn ich nur wenden wollte. Manchmal sagt er einfach: „das kann ich nicht“. Oder er drückt sich heimlich, still und leise. Mit Beharrlichkeit meinerseits wird daraus aber dann doch ein: “na ja, wenn du unbedingt willst, dann versuch ich’s halt“. Und wenn’s dann nicht funktioniert, dann geht es wirklich nicht und irgendwo sitzt eine Blockade, die Susanne am allerbesten beseitigen kann. Das kommt ja bei einem älteren Herrn wie Maravilloso häufig mal vor. Gut, wenn wir dann gerade Stunde haben.

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Im Moment stehen wir gerade da:

Im Schritt und Trab reiten wir zum Lockern Schulterherein, haben vor zwei Wochen das Konterschulterherein in Schritt und Trab dazu genommen. Ganz schön knifflig…

Wo wir gerade bei knifflig sind: für mich war es eine echte Herausforderung, auf dem Zirkel die Schulter des Pferdes leicht nach innen und dann nach außen zu führen. Schwierig, aber nicht unmöglich. Und nach Gelingen umso effektiver. Nach ein paar Einheiten, also auf dem Weg nach außen, ist uns der erste toll bergauf gesprungene Galopp gelungen. Also sofort Zügel weg, überschwänglich loben, kraulen, aufhören. Und von einem sichtlich mit sich und der Welt zufriedenen Maravilloso angegrinst zu werden, der jetzt wirklich meint, dass da ein Leckerchen für ihn rausspringen sollte. Welches er dann auch kriegt, weil ein so motiviertes Pferd, das die ganze Zeit bei mir ist, sich das doppelt verdient hat.

Galopp ist im Ganzen ein großes Thema im Moment bei unserer Arbeit. Nachdem wir uns damit anfangs echt schwer getan haben, na ja, in Wirklichkeit habe ich wahrscheinlich größere Schwierigkeiten mit dem Galopp als Maravilloso gehabt. Ich weiß nicht genau warum, aber diese Gangart ist seit einigen Jahren für mich ein wenig adrenalinbesetzt, auf jeden Fall hat mich die Galopphilfe einige Überwindung gekostet. Jedenfalls schaffen wir auf der rechten Hand einen passablen Übergang, manchmal sogar einen guten, nebst 3 – 4 schönen Galoppsprüngen. Gut klappt das Angaloppieren aus dem Schritt, einmal haben wir es aus dem Halten hingekriegt, einfach so nebenbei.

Maravilloso gibt sehr zuverlässig und auf eine kleine Aufforderung in Kiefer, Genick und Hals nach. Diese Nachgiebigkeit fragen wir regelmäßig ab, wobei ihm das Nachgeben im Genick am schwersten fällt. Manchmal verkriecht er sich dann nach unten und versucht sich so zu entziehen. Da holt ihn manchmal seine unschöne Vergangenheit, nicht zuletzt die rüden Ausbildungsmethoden in Spanien ein. Ich habe gerade daraus gelernt, mich Pferden immer behutsam zu nähern und mich vor allem bedacht, kontrolliert zu verhalten, mich selber zu reflektieren, so oft ich kann. Na ja, ich bin noch nicht perfekt. Weil Grobheit, unkontrollierte Emotionen und Unkenntnis doch vieles nachhaltig in einer Pferdepsyche negativ beeinflussen können. Aber die meisten Schäden hat vor allen anderen Jenny mitgekriegt und geheilt, wovon ich natürlich gerne profitiere und in meinen Umgang mit Maravilloso und meine Reiterei einbauen kann.

Oft kann ich inzwischen die Hilfen aussetzen, Maravilloso bleibt konzentriert und versammelt und ich kann nur staunen, was er dann aus Eigenantrieb zuwege bringt. Jetzt verstehe ich, wie Vertrauen auf Vorschuss funktioniert, manchmal muss ich einfach loslassen und das richtige Ergebnis entwickelt sich ohne mein aktives Zutun. Nach intensiver, richtiger Vorbereitung erhalte ich das Ergebnis gewissermaßen als Geschenk.

Verblüffend ist für mich, dass Maravillosos Kipphals bei wirklich effektiver Arbeit weg ist, er spannt richtige Muskeln an, was sich einfach toll anfühlt. Ich habe dann sehr „viel Pferd“ vor mir.

Vor ein paar Wochen haben wir auf Jenny’s Anregung hin das Karree versucht. Das ist eine super Übung, um das Tempo immer weiter zurückzunehmen und mehr Kadenz zu entwickeln. Dabei setzt er sich ganz wunderschön, wird vorne größer.

Wir nähern uns der Piaffe!

Mit Diagonalisieren, Körperspannung, Schnalzen und dem „Sitz der alten Meister“ werden wir diese Übung schon hinkriegen. In der gestrigen Reitstunde waren wir nur noch ganz wenige Millimeter entfernt. Das fühlt sich an wie wahrhaftes Verschmelzen von Mensch und Pferd.

Das größte Geschenk aber ist Maravolloso, wenn er nach der Arbeit sehr zufrieden noch mal abschnaubt, sich ganz toll findet und ganz ruhig, mit sich im Reinen ist. Zur großen Belustigung aller stallt er in letzter Zeit dann regelmäßig aus. Mehr Gelöstheit geht aus meiner Sicht nicht.

Vielen Dank an das Superpony!!!

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