Stephie und Ben

Im August 1987 kauften mir meine Eltern mein Pferd, auf dem auch ich reiten lernen konnte. Zuvor sollte ich dies auf einem Pony namens Chico tun. Nach einigen Versuchen stellte sich jedoch heraus, dass Chico kein Pony zum reiten lernen war und so verkauften meine Eltern ihn.

Auf der Suche nach einem neuen Pferd, fanden meine Eltern dann bei einem Händler Ben. Es war eher ein Mitleidskauf. Der gerade mal 2 1/2 Jahre alte Araber-Welsh-….-Mix Wallach stand zusammem mit einer sehr dominanten Shetty-Stute auf einer Wiese. Diese ließ ihn so gut wie garnicht an Futter kommen. Dementsprechend sah der arme Kerl auch aus, sehr dünn!

Ben1

Doch bei uns am Stall angekommen , freundete er sich schnell mit Lady und Grey (den damaligen Bewohnern des Stalles) an.

Ben2 Ben3

Nach einigen Aufpäppelarbeiten, fing meine Mutter an ihn einzureiten. Alles lief wunderbar, doch plötzlich verlor Ben Zähne. Schnell wurde meinen Eltern klar, dass Ben nicht 3 1/2 Jahre (wie der Händler ihnen gesagt hatte) sondern erst 2 1/2 Jahre alt war. Also wurde der Kleine erstmal nur longiert. Ein halbes Jahr später war dann die Zeit gekommen, mit der Ausbildung unterm Sattel weiterzumachen. Ben war sehr artig.

Ben4

1988 durfte dann auch ich anfangen auf meinem Dicken zu reiten. Ben hatte mitlerweile gute Rundungen bekommen. Nun war es an der Zeit, auch für mich, reiten zu lernen. Zunächst an der Longe.

Ben5

1990 war ich nun schon ein wenig weiter und durfte im Schritt auch ohne Longe reiten!

Ben6

Auch Bens Ausbildung ging weiter, Stück für Stück brachte meine Mutter ihm alles bei, was man als gutes Reitpferd so können muss.

Ben8Ben7

Doch auf Dauer fand Ben diese anstrengende Arbeit einfach zum kotzen. Er fing an sauer zu werden und zu husten, wenn meine Mutter mit ihm arbeiten wollte.

Ben10

So überließ sie mir das Reiten.

Ben11

Ben ist zwar brav, testet seinen Reiter jedoch genauestens auf sein Können. Bestimmt ein Jahr habe ich damals gebraucht, bis ich ihn 1 bis 2 Runden am Stück galoppieren konnte.

Ben12

Oft kamen Freundinnen von mir mit zum Stall und durften auch mal reiten. Es wurde fleißig Voltigiert und vor allem viel Quatsch gemacht.

Ben13

Ben machte bei allem mit, er war einfach brav. Nicht jedes Pferd hätte so viel Toberei und vor allem Turnerei mitgemacht. Auch zusammen mit Yvonne und dem kleinen Chico haben wir derzeit viel Mist gemacht.

Ben14

1995 war die Zeit des Tobens und Quatsch machens langsam vorbei. Auch Ben wollte nun nicht mehr alles mitmachen. Bis zu der Zeit ritt ich ihn nur gebisslos, von einem Gebiss ist Ben nicht wirklich angetan, warum also unnötiger Stress? Doch Ben wollte plötzlich nichts mehr tun. An einem Tag ritt ich wie immer auf dem Platz, ich wollte im Schritt auf einem Zirkel abwenden, doch das wollte Ben nicht. Mit hocherhobenem Kopf rannte er los, Runde für Runde. Kein Halt in Sicht!!!!  Ben war total außer sich. Jeder kleinste Versuch einen Zügel anzufassen, ließ ihn nur noch schneller galoppieren. Ich sah mich bereits irgendwo liegen. Nach einer Ewigkeit versuchte meine Mutter ihn mit einer Schüssel Futter zum Halten zu bringen. Es klappte!!!!! Ben lief auf sie zu und blieb stehen. Ich war froh, dass ich nun absteigen konnte.

Es musste etwas passieren!!!!!!!

Wir versuchten es mit dem Linda-Tellington-Jones-Bit und dazu einem Stoßzügel. Mit Herzklopfen stieg ich am nächsten Tag wieder auf. Ich ritt Schritt und genau an dem Punkt, an dem er mir den Tag zuvor durchgegangen war, versuchte ich wieder abzuwenden. Ich merkte wie Ben wieder abschaltete und losrennen wollte. Doch als er den Kopf hochriss, riss er sich durch den Stoßzügel natürlich im Maul! GEWONNEN!!!!!!

Die Gefahr war gebannt! Von da an ging es wieder weiter!

Ben15

Ben machte nun gut mit und zeigte all das, was er konnte. Das Gebiss war (und ist) praktisch seine Lebensversicherung. Denn wenn er auch so nicht aufgehört hätte durchzugehen, wäre er wahrscheinlich verkauft worden.

1998 bekam ich Ende des Jahres meinen Westernsattel und einen dazu passenden Zaum.

Ben16

Ben fand es toll, so locker durch die Gegend zu laufen und joggen konnte er sowieso schon immer.

Ben17

Mittlerweile haben wir zwei uns sehr gut zusammen gefunden, ich reite ihn mit spanischem Sattel und weiterhin mit dem Tellington-Bit. Jedes andere Gebiss, was ich probiert haben, fand er einfach nur ätzend.

Ben18

Nun ist er fast 25 und ich hoffe er bleibt mir noch viele Jahre erhalten!

Ben19

Ben20

Januar 05:

Ben21 Ben 22

Ben23

März ’05

Ben24

8. Mai 2005

Ben25

Ben26

Leider erlitt Ben im Frühjahr 06 eine schwere Hufrehe. Lange Zeit konnte er kaum laufen und es sah nicht gut aus um ihn. Doch sein Wille war sehr stark! Er wollte nicht aufgeben! Kurz vorm Ausschuhe und einem durchbruch des Hufbeines überstand er seine Hufrehe erstaunlich gut. Mitte August 06 konnte ich mich nun das erste Mal wieder auf ihn setzen und 5 Minuten Schritt reiten, was er sichtlich genoss. Anfang September sind wir nun schon wieder die ersten 5 Schritte getrabt, natürlich noch sehr vorsichtig, aber es geht wunderbar!

Ben27Ben28

Ben29

Ben30

Ben31

14. Juli 2007

Ben32

Ben33

Wieder Topfit mit 22 Jahren.

Bissel Unfug muss auch mal sein:

Ben35

Ben36 Ben37

Ben38Ben39

September 2007

Ben hat wieder seine alte Form und flitzt munter über den Reitplatz.

Ben40

Ben41

2008

10

Ben ist mittlerweile wieder zur Hochform aufgelaufen, er bekommt Hufschuhe und wir gehen öfter ausreiten, auch auf dem Platz läuft es sehr gut.

2009

In diesem Jahr folgen wieder mehrere Reheschübe, trotz Maulkorb und oft zu Zeiten die eigentlich nicht gefährlich für Rehepferde sind. Im Spätsommer 09 lassen wir Ben auf Cushing testen, das Ergebniss ist positiv. Ben wird fortan mit Pergolid eingestellt, seither keine Reheschübe mehr, zudem verbessert sich sein Allgemeinzustand stetig, sodass er mittlerweile wieder zu seiner alten Form gefunden hat. Gerne buckelt er nun auch mal wieder fröhlich mit mir über den Platz wenn ich eigentlich nur mal eine Runde ruhig galoppieren möchte 🙂

IMG_3107a

IMG_2993

Dezember 09 bis Mai 2010

Eine schwere Zeit sollte uns Ende Dezember 2009 erwarten, kurz nach Weihnachten schob Ben eine Hufrehe besonderer Schwere. Etliche Dinge zusammen die wir zuvor einfach außer acht ließen kamen scheinbar zusammen und so kam es zum großen Knall!


Alle 4 Hufe sind schwer von der Rehe betroffen, Ben kann kaum laufen. Entgegen aller Ratschläge darf Ben weiterhin nach draußen, er bewegt sich an den meisten Tagen nur auf dem Weg von der Box zum Reitplatz und Nachmittags dann wieder zurück. Mehr lassen die starken Schmerzen nicht zu. Die Strecke von wenigen Metern dauert ca. eine halbe Stunde, aber er will raus um bei seinen Freunden zu sein.

1

2

Von den Tierärzten mit den Worten „solche Pferde schläfern wir ein“ aufgegeben, kämpfen wir weiter um Ben’s Leben, denn er gibt uns zu verstehen dass es für ihn noch nicht an der Zeit ist zu gehen, er will weiter leben! Nach einer heftigen Rettungsaktion durch seinen Stallkameraden Cortijero der ihm wahrscheinlich das Leben rettete geht es Millimeterweise bergauf.

Die Hufe zunächst mit Schaumstoff und Panzertape gepolstert, einige Wochen später dann Hufschutz mittels Hufschuhen. Equipalazone hoch dosiert, sowie einige Homöopathie um den Stoffwechsel anzuregen und den Körper zu entgiften.

4

Nach und nach geht es so bergauf. Oftmals stellten wir uns die Frage ob es richtig war ihn kämpfen zu lassen, doch Ben zeigt uns jeden Tag auf’s neue dass es die richtige Entscheidung war! Wiehern wenn ihn jemand besucht, freudiges blubbern und anschließendes Abschlabbern. In dieser Zeit hielten wir Ben mit Ball spielen und vielem anderen Schabernack bei Laune.

Im März fing er dann langsam wieder an vorsichtig besser zu laufen, noch immer mit Hufschuhen, aber er lief! Langsam ließ sich nun auch das Ausmaß der Rehe erkennen, Hufbeindurchbruch auf 3 Hufen!

5

Doch trotz des schlimmen Befundes ist Ben auf dem Wege der Besserung! Mit seinen Schuhe läuft er zusehends flüssiger und schmerzfreier!

6

Ende März machen wir dann unseren ersten kleinen Miniausflug!

8

Im April kommt Ben dann zum ersten Mal wieder mit den anderen auf die Wiese, erst noch mit Hufschutz, später geht es dann sogar ohne!

Mittlerweile läuft er wieder an der Longe und erfreut sich seines Lebens! Hat nur Schabernack im Kopf, schmeißt Wassertröge um, buckelt wie ein Jungspund über die Wiese!

Anfang Mai dann das unglaubliche! Ben läuft wenige Schrittrunden unterm Reiter!

9

Ben darf nun wieder mit seinen beiden Freunden auf die Wiese (mit Maulkorb um keine weitere Rehe hervorzurufen), wird ab und an longiert und alle 14 Tage ein paar Runden im Schritt geritten. Auch kleine Spatziergänge von 20 Minuten mit Hufschuhen sind wieder machbar.

Ein unglaublicher Kämpfer dieses Pferd und ein Beweis dafür, dass eine Hufrehe nicht das Ende bedeuten muss!


2011

Ben hat sich von seiner schlimmen Rehe gut erholt, das Jahr 2011 verläuft für uns zunächst  gut, wir gehen wieder ein wenig spatzieren und reiten auf dem Platz. Ben ist besonders unterm Reiter wieder richtig fit und frech wie immer. Am liebsten möchte er mit mir wild über den Platz fegen.

Ben September 11

Ben September 11_1 Ben September 11_2

Doch leider soll 2011 Bens letztes Jahr auf Erden sein. Anfang Oktober schiebt Ben aus unerklärlichen Gründen eine neue Hufrehe, zunächst sieht es so aus als würde alles glimpflich verlaufen. Leider wendet sich das Blatt aber nach einer Woche und Ben geht es zunehmend schlechter, er kann einen Vorderhuf nicht mehr belasten. Am 9. Oktober dann morgens der unschöne Befund, der Kronrand beginnt aufzubrechen. Wir treffen die schwere aber einzig richtige Entscheidung ihn über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen. Seine beiden Freunde sind in seinen letzten Stunden bei ihm.

Er hinterlässt eine große Lücke und es schmerzt noch immer sehr , war er doch 26 Jahre lang ein treuer Freund und Begleiter.

Machs gut mein Freund, irgendwann sehen wir uns wieder!

IMG_2993



Kategorie: News