Andrea, Chris & Alina mit Murmel & Rico

Rico:

Im Jahre 2006 haben wir uns unser erstes eigenes Pferd zugelegt – den damals 9-jährigen Friesen „Rico -Sijmon fânt Nylan“, einem
Tsjerk 328 Nachkommen.
Gedacht als Freizeitpferd für die ganze Familie stellte sich schnell heraus, dass Rico mit seinem sehr eigenen „Kopf“, seinem Ausbildungstand und vor allem seiner Ängstlichkeit, nicht zu allen Familienmitglieder „passte“ (so kam dann 2007 noch eine Schwarzwälder Kaltblut-Stute dazu, später mehr).

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Zunächst haben wir Rico, wie bis dahin „jahrelang“ gelernt und praktiziert, nach üblicher deutscher Reitschulenmanier geritten und ge“arbeitet“ – und das eigentlich täglich -> treiben, treiben, treiben…


Allerdings entwickelte sich der Mangel an „gutem“ Reitunterricht schrittweise zur Fortschrittsbremse und der Friese zeigte typische Charaktereigenschaften und setzte seinen „Dickkopf“, hinsichtlich Sturrheit und Ignoranz, gegenüber den Reiterhilfen mehr und mehr durch. Gepaart mit dem fehlenden Selbstvertrauen von Rico (und später auch dem der Reiter) war dies keine ideale Basis für ungetrübtes Reitvergnügen.
Ferner wurde schnell deutlich, dass ständiges Treiben, sei es noch so deutlich, keine Wirkung zeigte – eher das Gegenteil – Rico machte gerne mal „dicht“ und war hinsichtlich des treibenden Schenkels „taub“, Hinterhandbewegung? – Ein Fremdwort.

Ein Stallwechsel Ende 2007 brachte uns in die glückliche Lage Susanne Klipstein kennenzulernen und wir erhielten damit den Zugang zur Lehre der Légèreté und zu einem neuen Anfang.
Ein Sprung ins „kalte Wasser“ auf einem Workshop Anfang 2008 an unserem Stall war dann der erste Schritt mit Rico einen Neuanfang zu wagen.

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Der Weg war nicht einfach – hiess es doch für Alina von nun an 7 Jahre, aus Sicht der FN-Reitlehre teilweise sogar guten, Reitunterricht zu vergessen.
Erst einmal war Bodenarbeit angesagt – und es galt sich von nun an gegen 560 kg Dickschädel durchzusetzen! Kein leichtes Unterfangen, aber es zeigte Wirkung – die Pferd – Mensch – Beziehung ist seither um einiges bereichert.
Während wir uns „manchmal“ schwerer taten die neuen Dinge umzusetzen zeigte sich Rico hier sogar als Blitzmerker – das Auslassen der Hilfen hatte er schnell umgesetzt und verinnerlicht… am Anfang merkte man eigentlich keinen Unterschied – im positiven Sinn. Treiben war überhaupt nicht nötig…  und der Friesenwallach lief… wenn auch immer noch nicht schwungvoll – von Hinterhandbewegung – immer noch keine Spur!
Das Seminar bei Jean Claude Racinet folgte – und es wurde deutlich, dass der Weg den wir eingeschlagen hatten der richtige war, vor allem fürs Pferd!

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Schwierigkeiten machten allerdings oft die körperlichen Voraussetzungen hinsichtlich der vorhanden Muskulatur und die mangelnde Losgelöstheit im Maul. Versuche, mit verschiedenen Gebissen, zeigten zunächst keine Wirkung – bis dann, nach Umstellung auf portugiesische Kandare, der Knoten platzte!
IMG_0041_black_border Die von nun an vorherrschende Lockerheit im Kiefer setzte ungeahnte Fähigkeiten und schlummerndes Potential frei.
Von diesem Tage an legte Rico ein irres Lerntempo vor – die körperliche Konstitution wurde besser und besser und von Woche zu Woche sind die Fortschritte sehr deutlich sichtbar.

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Manchmal ist ihm das Lerntempo sogar zu langsam und er brennt förmlich darauf neue Dinge beigebracht zu bekommen.
An der Hand gelangen Seitengänge wie Schulterherein und Renvers schon spielerisch, was die Voraussetzungen für die Arbeit an der Versammlung mit sich brachte.
Nach 10 Monaten „neuer Welt“ zeigt der früher oft so lustlose Wallach die ersten Ansätze der Piaffe mit bewundernswerter Leichtigkeit.

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Auf die Idee dazu – ist er quasi selber gekommen, er scheint die Versammlung nahezu für sich entdeckt zu haben.

Der Dickschädel ist allerdings geblieben – man muß einen Friesen halt für sich gewinnen – zwingen lässt er sich zu nichts – hat man ihn aber auf seiner Seite, was nun viel öfter geschieht – dann entfaltet Rico das Potential seiner Herkunft und man weiß wieder warum man mit dem Reiten begonnen hat – es bereitet einem viel Freude und Zufriedenheit.

Darüber hinaus ist Rico heute ganz und gar nicht mehr der unscheinbare Friese, den wir damals gekauft haben – heute ist er ein strahlendes Exemplar seiner Rasse, welches gerne stolz zeigt, was aus ihm geworden ist!

nachher

Murmel:

Wie bereits erwähnt gesellte sich 2007 noch die hübsche Schwarzwälder-Dame Murmel zu uns und vor allem zu Andrea – war sie doch ihr Traumpferd.

Leider übernahmen wir die Stute in einem sehr schlechten Allgemeinzustand – sie hatte gerade ein Fohlen abgesetzt, was ihr körperlich leider ganz schön zugesetzt hatte – von Muskeln keine Spur!

Dazu kam ein völlig durcheinander geratener Hormonhaushalt. Es sollte einige Zeit dauern bis alles wieder an seinem Platz war.

Zunächst wurde die Stute aber noch weiter in gewohnter FN-Manier geritten, da eine Umstellung der Reitweise weder für Reiter noch für Pferd das richtige schienen. Leider konnten verschiedene Probleme wie „auf die Zügel lehnen“, Kopf-hochziehen, ein schlechtes Gleichgewicht unter dem Reiter und übereiltes Tempo, über falsch definiertes „Vorwärts“ (Vorwärts heisst eben doch nicht schnell) absolut nicht gelöst werden.

An der Hand zeigte sich aber oft, dass Murmel, ein ausgebildetes Fahrpferd, einmal eine sehr gute Grundausbildung genossen hatte, vieles gelang spielerisch.

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Nur unter dem Sattel wollte es gar nicht. Der Sattel war überhaupt ein großes Problem – er wollte nämlich einfach nicht passen. Erst der Umstieg vom Dressur-Sattel auf einen Barock-Sattel mit verstellbarer Kammer brachte uns an ein „brauchbares“ Ergebnis.

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Zwischendurch weckten aber, die im Vergleich immer besser werdenden Fortschritte beim Friesen, doch die Neugier und man versuchte sich an einer Synergie der Reitsyteme – Légèreté schnuppern und Ergebnisse mit in den FN-Reitunterricht mitnehmen.

Was beim schnuppern zu erfahren war, konnte man im FN-Unterricht leider nicht wiederfinden: persönliches Gleichgewicht im zur Stute passendem Grundtempo!

Somit wurde kurzehand der Légèreté dann doch aufgrund der vielversprechenden Erfahrungen der Vorzug gegeben.

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Es hatte einige Zeit gedauert – aber dann kamen sie diese Momente… in denen man einfach nur „sitzen“ konnte – und die Stute ihre Ausstrahlung zeigte.

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Heute strahlen Pferd und Reiter immer öfter – und Zuschauer wundern sich über das „zu schwebende“ scheinende Kaltblut

Kategorie: News