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Unsere Geschichte von Anfang an…
Am 26.09.2005 habe ich mir endlich meinen langersehnten Traum erfüllt: den Traum vom eigenen Andalusier! Danke an meinen Mann, an Susanne und an meine Eltern, ohne Euch hätte ich das nie gewagt!
Nach dem ersten zaghaften Berührungen (beim Hufeauskratzen hat er mir sanft in den Po gebissen und beim Führen fast umgerannt) und nach dem Probereiten (erst Bodenarbeit (HÄ???), Schritt und Trab) habe ich mich für diesen kleinen Macho entschieden.
Am 28.09.2005 hielt er Einzug im Bochumer Stall.
Die ersten Versuche der Bodenarbeit waren schwierig, weil er sich immer nach mir umdrehte um zu fragen, was das eigentlich sollte. Er wich kein Stück mit der Schulter, auch wenn ich mich mit Gerte und Sporen auf ihn warf. Er versuchte mir zu jeder Zeit mitzuteilen, dass er 6 Jahre bisher sehr gut ohne Mensch ausgekommen sei…
Reiten ging noch nicht, da ich noch keinen Sattel oder Trense hatte. Aber dann kam mein BLAUER Portuguesa! Wie ich es mir immer schon gewünscht hatte, und beim Probereiten an der Serreta war das Sitzen auch wunderbar.
Zafiro hatte schon ein ganz anderes Temperament als beim ersten Probereiten… Ich ritt ihn nun mit einer Knebeltrense, auf der er ziemlich nervös herumklapperte.
Und als die elektrische Sense dann kam— Rodeo über den ganzen Platz!!!!! Ziemlich kreidebleich und zitternd stieg ich danach von MEINEM Pferd ab… Und ab da zog ich es vor, lieber von Susanne an die Longe genommen zu werden.
Wir ritten Schritt und kurze Trabrepriesen, immer darauf bedacht, dass er sich nicht einrollte, wie er es offensichtlich bei den vorherigen Reitern gelernt hatte. Er sollte sich selbst tragen, mit Nase vor! Der Trab war so wohl deutlich anstrengender, so dass er nur wenige Tritte traben konnte, dann wieder ausfiel.
Die Knebeltrense machte ihn wirr, wir tauschten diese gegen die Vaquerokandare „Arco“ aus, die liegt ruhig und schwer im Maul und beruhigt.
Nebenbei versuchte ich mich in der Bodenarbeit, aber er wich wenig und war ziemlich ungestüm.
Beim integrieren in die Herde stellten sich dann noch die anderen Pferdebesitzer quer: der wilde Zafiro wäre zu hengstig, das könne man im Moment nicht verantworten! Er kam isoliert zwei Meter neben der Herde auf die Wiese!
Da dieser Zustand sehr unbefriedigend war und sich auch so schnell nicht ändern sollte, zogen wir nach 3 Wochen zu einem Stall in meiner Nähe nach Dortmund um!
Dort bekam er dann eine schöne Paddockbox, kam endlich mit einer Stute auf die Wiese (was supergut klappte) und alles war gut. (scheinbar)
Wir machten Fortschritte. Beim Reiten konnte er schon mehrere Schritte im Trab durchhalten und Ansätze vom Schulterherein machten sich bemerkbar. Die Longe haben wir bald weggelassen.
Aber ich hatte das Gefühl, auf einem Pulverfaß zu sitzen: wir ritten meist im Longierzirkel, aber über die hohe Mauer konnte Zafiro nicht gucken und war ziemlich nervös. Die Umstellung auf Kandare war schon ganz gut, sie gab mir etwas Sicherheit zurück und zeigte Zafiro die Grenzen, wenn er seinen Kopf nach oben reckte. Das Einrollen wurde auch besser! Den äußeren Zügel nahm er aber nicht wirklich an, er wehrte sich immer noch gegen viele meiner Hilfen.
Beim Aufsteigen rannte er teilweise frech weg und war überhaupt mit dem Kopf dauernd am drängeln und bewegen.
In der Bodenarbeit musste ich mich von Zeit zu Zeit ziemlich durchsetzten und den Sporentrick anwenden, damit Zafiro überhaupt mit der Schulter wich und mich wahrnahm.
Beim Longieren rannte er manchmal wie ein bekloppter im Zirkel herum.
Als hätte man den Schalter umgelegt, ging er in Renngalopp und ließ sich gar nicht mehr stoppen! Vor lauter Hektik holte er sich sogar einen Ballentritt! Ich erkannte mein Pferdchen gar nicht wieder.
In der Halle ritten wir sehr selten, weil sich die Reiter über unsere Bodenarbeit aufregten und Zafiro immer aggressiver auf die anderen Pferde reagierte. Das ging soweit, dass ich Angst hatte, mit ihm an gewissen Pferden, die er besonders hasste, vorbeizureiten! Ein versuchter Ausritt wurde ein riesiges Fiasko, mit steigendem Zafiro (an der Hand).
Das alles machte auch mich nervös, ich wusste nicht, wie Zafiro reagieren würde und fühlte seine Anspannung, jeden Moment explodieren zu wollen.
In der Box hatten wir Probleme mit Zafiros Nachbarn, der eine scharrte mit dem Huf, der andere wurde angeblich von Zafiro angegriffen (dabei wollte Zafiro nur mehr Sozialkontakte!), so dass schließlich Zafiros Paddocktür zugemacht wurde, wenn die anderen draußen waren und umgekehrt. Kam vor seiner Box ein Pferd vorbei, stieg er die Boxwand hoch. Das verschlimmerte sich enorm im Winter, als er nur noch eine Stunde am Tag auf den großen Paddock durfte und den Rest in seiner Box verbrachte, weil aufgrund der Minustemperaturen auch die Paddocktüren nach draussen geschlossen waren (Tränken drohten einzufrieren).
Dann kamen noch Zafiros Hufe dazu: der Schmied hatte den Tragrand komplett abgeraspelt (angeblich neuste Erkenntnisse), so dass Zafiro nur noch auf der empfindlichen Sohle und Strahl lief! Er hatte in allen vier Füßen eine beginnende Huflederhautentzündung mit Pulsation! Tägliche Kühlung und ein Hufbeschlag konnte Gott sei dank dann das Schlimmste verhindern.
Nach dieser ganzen Miesere haben wir dann endlich den Stall gewechselt, bei dem auch im Winter die Pferde täglich mehrere Stunden rauskommen.
Seitdem geht es stetig bergauf!
Zafiro und ich sind deutlich ruhiger geworden. Er ist den ganzen Tag draussen, auf der Wiese oder auf dem Paddock, zusammen mit einem Artgenossen. Abends geht’s in die schöne geräumige Box. Reitplatz, Paddock, Wiesen und Longierzirkel sind übersichtlich, es gibt keine hohen Mauern, so dass mein Herdenchef immer den Überblick hat und jeden evtl. Feind schon von weitem beobachten kann.
In der Handarbeit üben wir Schritt, Trab, Schulter herein, Renvers, Dehnungsübungen zur Seite und nach unten und es meckert keiner über unsere Bodenarbeit!!! Zafiro versucht immer wieder mal mich zu schubsen, wegzurennen oder nicht zu weichen, aber nach eingehender Diskussion konzentriert er sich wieder auf mich.
Beim Reiten üben wir Schulterherein, Travers, Renvers im Schritt, Schulterherein und Travers im Trab und seit Mitte Mai haben wir den Galopp hinzugenommen! Er startet immer wieder sehr massive Versuche, mich zu ignorieren, sich auf das Gebiss zu legen und mir zu zeigen, wie unnötig er mich findet, aber wenn ich ihn dann mit hoher und seitlicher Hand begegne und ihn mit tiefer Hand belohne, wenn er nachgibt, lässt er sich doch zur Mitarbeit überreden. Und dann ist er hochaufmerksam!
Seit Ende Mai unternehmen wir Schritt-Trab-Ausritte, die meist ruhig ablaufen. Auf einem Stoppelfeld sind wir auch schon galoppiert, das hat er ebenfalls sehr schön gemacht!
Wir sind bereits zu zwei Workshops nach Bochum gefahren (inklusive Verladen hat alles super geklappt) und bekommen nach wie vor regelmäßigen Unterricht von Susanne, die immer geduldig, gut gelaunt und zuversichtlich ist, dass wir die uns gestellten Aufgaben und Ziele erreichen (Danke noch einmal, ohne dich würden wir das nie schaffen!!!!).
Hier einige Bilder vom Workshop vom 03.10.2006, bei dem er zum ersten Mal den spanischen Schritt halbwegs gezeigt hat (zwar nur zwei Schritte, aber immerhin :))
Manchmal kommt seine freche Art noch durch und er schießt aus der Box, wenn ich hinter ihm stehe und die Boxtür nicht zugemacht habe. Dann rennt er triumphierend auf den Paddock und freut sich wir ein Kullerkeks, dass er mich ärgern konnte, lässt sich dann aber wieder ganz lieb und ruhig einsammeln und zurück in die Box bringen. Dann widmet er sich wieder zufrieden seinem Heu und freut sich, mal wieder schneller gewesen zu sein….
zur Gebißwahl:
Wir hatten erst eine Knebeltrense, aber auf der hatte Zafiro wie schon beschrieben ganz hektisch herumgekaut und war alles andere als entspannt.
Dann haben wir die Kandare „Arco“ genommen. Durch die schwere dicke Stange mit festen Anzügen wirkt sie
beruhigend und ist sehr mild.
Mit der Kandare sind wir beide sehr zufrieden! Zafiro ist allgemein wacher und aufmerksamer und kaut eifrig auf dem Gebiß, was er bei der Arcokandare nicht machte bzw. nicht konnte. Wirklich ein super Gebiß für uns! 🙂
Seit dem Racinet Workshop reiten wir mit dem Racinet Gebiß. Zafiro nimmt es super an, obwohl es eine einfach gebrochene Wassertrense ist (evtl. dank der Racinet-Sonderausführung?).
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Nach einer kleinen Ewigkeit mal etwas Neues von der „Tanja-Zafiro-Front“:
Januar 2009:
Wenn man sich mit einem anderen Reit-Stil (anders als die Masse) befaßt, eckt man überall an. So hab ich jedenfalls schon genügend Erfahrungen sammeln „dürfen“, auch wenn es manchmal nur skeptische Blicke blicken waren (aber auch die stören schon gewaltig, jedenfalls mich). Wenn man dazu noch ein Pferd hat, das sehr sensibel ist und seine Meinung manchmal sehr temperamentvoll vertritt, wird es auch nicht leichter.
Deswegen haben wir uns in die Einsamkeit zurückgezogen und sind seit nunmehr einem Jahr sehr glücklich und zufrieden an einem winzigen Stall. Hier stehen wir nur zu zweit, nur Zafiro und noch eine Stute. Keine Zuschauer, keine Kommentare, keine Fragen, keine Blicke, keine Ratschläge, gar nichts. Nur ein Offenstall, angrenzender Wald zu m Ausreiten und ein großer Platz. Sonst nichts. Endlich!!!
Seit einem Jahr machen wir richtig Fortschritte. Jedenfalls für meine Begriffe. Zafiro und ich werden immer mehr ein Team (auch wenn es noch viele Ausnahmen gibt…), wir reiten –inzwischen meistens entspannt- regelmäßig aus, durchstreifen zusammen mit der Stute( inklusive sehr netter Reiterin) die Wälder und Bäche und genießen zusammen die Natur.
Auf dem Platz üben wir im Schritt und Trab alle Seitengänge, lieben mittlerweile Hinterhandwendungen und mit Hilfe des Carrés (einer schon fast vergessenen Übung aus der Barockzeit) haben wir schon einige Tritte der Piaffe und Passage erarbeitet! Allerdings natürlich nur mit Susannes Hilfe, allein diskutieren wir dann doch noch sehr häufig, aber die Harmonie kommt immer öfter durch.
Workshop bei uns im November 2008: Hinterhandwendung
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Nicht zuletzt seitdem wir unseren Traumsattel gefunden haben (einen Amazonas von Deuber und Partner mit Lederbaum!!!) klappen die Übungen meist ohne Widerstand, ganz leicht, ohne Kraft, schön gesetzt und harmonisch. Das „Zentaurgefühl“ konnte ich schon ab und zu genießen! Ich habe den Eindruck, ich denke nur an die Übung und schon klappt es. Jedenfalls manchmal J. Ohne Ziehen, ohne Schwitzen, ohne Kraft. Verblüffend, wie einfach es sein kann!
Ich bemühe mich, wenn ich allein reite, an alles zu denken, was mir Susanne bisher beigebracht hat und auch Jean-Claude Racinet im Workshop Oktober 2007 gesagt hat. Es fällt mir zwischendurch aber immer noch schwer, nicht zu „ziehen“ oder strickt auf die Trennung von Hand- und Beinhilfe zu achten (v.a. wenn Zafiro seine „5 Minuten“ bekommt). Dafür habe ich das zu lange in den Reitschulen eingetrichtert bekommen, und umlernen ist nicht so einfach (Tipp von mir an alle: am besten gleich richtig lernen!!!). Auch habe ich manchmal Koordinationsschwierigkeiten: um den Trab kadenzierter zu reiten, versuche ich Timing mit der Zügelhilfe und entgegengesetzte Impulse mit dem Bein zu geben, komme hier aber oft noch raus . Ja, Reiten ist gar nicht so einfach!
DAS PFERD IST DEIN SPIEGEL. ES SCHMEICHELT DIR NIE.
ES SPIEGELT DEIN TEMPERAMENT.
ES SPIEGELT AUCH DEINE SCHWANKUNGEN.
ÄRGERE DICH NIE ÜBER DEIN PFERD; DU KÖNNTEST DICH EBENSO ÜBER DEINEN SPIEGEL ÄRGERN.
XENOPHON
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Zafiro wurde im Winter 2011 verkauft
Liebe Grüße
Tanja