Maravilloso und Jenny

Jenny_1 

Jenny_2

 Maravillosos und meine Wege kreuzten sich im Sommer 2004. Mein kleiner Haflinger, an dem ich bis dahin eine Reitbeteiligung hatte, durfte aufgrund seiner Arthrose nicht mehr geritten werden und ich suchte als Ausgleich zu meinem Spaziergehpferd ein Reitpferd. Auch wenn es am Anfang nicht die große Liebe war, ich hatte ja schon meine kleine große, entschied ich mich, es mit diesem beeindruckenden Andalusier zu versuchen.

Jenny_3

 Es gab schon einige Unterschiede zwischen meinem kleinen Haflingerwallach und dem Andalusierhengst, auf die ich mich einstellen musste. Daher brauchten Maravilloso und ich auch einige Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen. Zu Beginn unserer Bekanntschaft mussten wir vor allem klären, wer von uns das sagen hat, Grenzen setzen und diese konsequent einhalten. Der Herr hat ständig Fragen gestellt und getestet wie weit er gehen kann und das war ziemlich weit! Er war schon frech und hat so Dinge gemacht wie mich anrempeln oder schnell abhauen wenn zwischen Trense und Halfter gewechselt wurde, allerdings war er dabei nie böse oder gar gefährlich.

 

Am Anfang habe ich meine Wald- und Wiesenreiterei fortgesetzt, von Légèreté hatte ich bis dato noch nichts gehört. Im Wald war die Reiterei mit Maravilloso allerdings eine Katastrophe. Ihm wurde beigebracht, dass man ab Verlassen des Hofes Gas geben muss und ein gemächlicher Schritt nicht erwünscht ist! So bestanden unsere Ausritte hauptsächlich aus nervigem Getrippel mit anschließender Seekrankheit meinerseits. Aber da dies das einzige Problem im Gelände war und ansonsten eine Bombe o.ä. neben diesem Pferd explodieren könnte, hat sich die Mühe und ein Jahr Arbeit gelohnt, ihm zu zeigen, dass man auf Galoppstrecken auch ganz in Ruhe und entspannt am langen Zügel daher schreiten kann.

 

Auf dem Platz sah es nicht besser aus. Er wurde auf spanischer Kandare mit einem Zügel geritten, machte kleine Tippelschritte und rollte sich stark auf bzw. verkroch sich hinter dem Zügel. Da ich keinerlei Erfahrungen mit der Korrektur von Pferden hatte, war ich sehr dankbar, dass ich im Herbst 2004 durch Maravillosos Vorbesitzerin auf Susanne gestoßen bin. Wir haben zuerst mit der Bodenarbeit an der Serreta begonnen und zunächst unsere Rangfolge geklärt, danach sind wir wieder auf die Kandare umgestiegen, allerdings waren die Zügel nun oben verschnallt und die Hebel wurden frei gelassen. Nachdem der Rücken ordentlich bemuskelt war, wurde auch wieder mit der Reiterei begonnen. Das ständige Aufrollen wurde durch die Bodenarbeit verbessert, er lernte langsam Vertrauen in die Reiterhand aufzubauen und verstand, dass es ihm gut tat sich auch mal zu strecken. Wir machten stetig Fortschritte mit normalen kleinen Rückschritten. Er ist ein toller Mitarbeiter, lernt schnell und gibt sich immer Mühe. Ab und zu machten uns die Hormone mal einen Strich durch die Rechnung und der Herr fand alles was neben dem Zaun stattfand interessanter als mich, er ließ sich aber meistens schnell davon überzeugen zu mir zurückzukommen. Leider mussten wir durch mehrere Zwangspausen, wie einer längeren Sehnenverletzung und zwei Koliken, mit dem Muskelaufbau immer wieder von vorne beginnen, so dass die nächsten drei Jahre an uns vorbei zogen…

Jenny_4

Jenny_5 Jenny_6

Jenny_7

 Im Februar 2008 wurde mir dann sehr unschön von der Vorbesitzerin mitgeteilt, dass sie Maravilloso verkauft hat. Für mich brach eine Welt zusammen, ich war verzweifelt und wütend. Es war klar für mich, dass Maravilloso und ich in absehbarer Zeit getrennte Wege gehen würden, da ich finanziell keine Möglichkeiten hatte, ihn zurück zu kaufen. Dann habe ich erfahren, dass es schon heimliche Verhandlungen zwischen dem neuen Besitzer und meiner Freundin gab und es keimte neue Hoffnung auf als sie mich fragte: “Willste ihn haben?“ Glauben konnte ich es selbst dann noch nicht als sie mich nach langen zwei Wochen Hoffen und Bangen anrief und sagte: “ist jetzt DEINER!!!!“ Auch von hier aus noch mal  vielen Dank Steffi!!! Ohne Dich wäre alles doof!!!

 Jenny_8

Jenny_9

 Danach ging alles ganz schnell. Drei Wochen nachdem er in unsere Hände überging, hatten wir auch schon den Kastrationstermin und aus Maravilloso wurde endlich ein Wallach, auch wenn er das vermutlich nicht lustig fand. Da aber soziale Kontakte auch wichtig sind, war dieser Schritt unumgänglich. In seinem „früheren“ Leben mußte der arme Kerl als Hengst 16 Jahre überwiegend in einer Box verbringen, so kann er demnächst, hoffentlich, mit seinen Artgenossen auf einer Wiese herumtollen. Dafür noch mal ein herzliches Dankeschön an den Arbeitskreis, ohne diesen wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen!

 

Die OP verlief trotz seiner 16 Jahre problemlos, der Herr musste aber wegen einer kleinen Entzündung noch ein paar Tage länger in der Klinik bleiben. Nach vier Wochen hat sich die Wunde jedoch stark entzündet und musste punktiert werden. Dem armen standen noch einige schmerzhafte Tage bevor. Nachdem dieses dann auch überstanden war, konnten wir endlich wieder mit der Arbeit beginnen, bis zum Racinet-Seminar war es schließlich nicht mehr lang. In den kurzen vier Wochen konnten wir gut zulegen und waren beide fit für das mit großer Vorfreude erwartete Seminar.

 

Am ersten Tag lief alles super. Das Verladen mit Couco, die Hinfahrt zum Seminar und die Nachbarschaft mit den anderen Einstellern verliefen gut, zumal er zwischen einer Stute UND einem Hengst stand. Während unserer Stunde lief alles super und ich bin wie von Wolken abgestiegen, glücklich, zufrieden, schwebend. Der zweite Tag begann leider nicht so gut, Maravilloso hatte starke Atembeschwerden und ich beschloss zwar hinzufahren, ihn aber nur als „Vorführpferd“ für Akupressuranwendungen zu „benutzen“. Allerdings kam es etwas anders, Herr Racinet hat Maravilloso behandelt und, was ich vorher nicht für möglich gehalten habe, es geschafft Maravilloso beschwerdefrei zu bekommen. Wir haben dann in der Stunde noch am Galopp gearbeitet und er war weiterhin beschwerdefrei.

Jenny_10

 

Ende Juni sind wir dann mit Couco & Co umgezogen. Leider konnten wir unseren schönen neuen Stall nur kurz genießen, da am zweiten Tag ein blöder Unfall passiert ist und Maravilloso seitdem das Bein gebrochen hat. Es folgten qualvolle Wochen, sowohl für ihn, als auch für mich. Es verging kaum ein Tag ohne irgendeine neue Hiobsbotschaft und Gedanken ob jetzt nicht doch das Ende kommt. Der arme musste acht Wochen in der Box verbringen, die erste Zeit sogar angebunden. Er hat sich immer wieder neue Dinge einfallen lassen und mich oder besser uns alle ganz schön auf Trab gehalten und fast zur Verzweiflung gebracht. Dazu kam, dass in den ersten Monaten keine Besserung auf den Röntgenbildern zu sehen gab. Nach dem letzten Röntgen Ende November gab es jetzt endlich wieder positive Nachrichten, der Bruch wächst nun doch langsam zusammen. Wir haben grünes Licht für einen erneuten Arbeitsbeginn bekommen und nun heißt es Kampf den überflüssigen Pfunden und für die pure Muskelmasse! Wir fangen zwar jetzt wieder von vorne an, aber mit und für diesen tollen Partner macht es einfach nur Spaß!

Jenny_11

Jenny_12

Jenny_13

 

 Fortsetzung folgt

 

 

Kategorie: News