Galafeier 5 Jahre Bückeburger Hofreitschule

gesicht

 Ein Bericht von Tanja

  

 Am 13.05.2009 war es soweit – die Bückeburger Hofreitschule wurde 5 Jahre alt! Zum Feststag wurde zu einer Gala eingeladen, und Susanne und ich waren mit von der Partie…

Gutgelaunt bei bestem Wetter machten wir uns auf ins schöne Niedersachsen. Im Marstall wurden wir bereits von Herrn und Frau Krischke erwartet und freundlich empfangen: es gab exklusive Namensschilder und frisch gedruckte Jubiläumskataloge über die Hofreitschule.

 Nach eingehender Begrüßung der wunderschönen Hengste im Marstall ging es zum ersten Programmpunkt: eine Sonderführung durch das Bückeburger Schloß.

Hier trafen wir auch auf andere Gäste der Gala, u.a. auch Bent Branderup und Dr. Stodulka. Die Führung durch das prunkvolle und absolut sehenswerte Schloß war interessant und sehr beeindruckend.

Nach einer genußvollen Stärkung im Schloßrestaurant ging es dann zum Sektempfang. Wir sammelten uns vor dem Eingang des Reithauses und philosophierten mit anderen Reitern und Kennern der Barockreiterszene über die klassische Reitkunst. Schade, daß wir nicht alle erkannt haben, aber es waren wohl alle da, die „Rang und Namen“ hatten ;)…

Bild 1 Dann durften wir ENDLICH unsere Plätze im Reithaus einnehmen und die Gala konnte beginnen!!! Sie startete mit einem stimmungsvollen à capella Chor und der wohlwollenden Rede vom Fürsten Alexander zu Schaumburg-Lippe.

Mit ihrer Tochter Diana und den anderen Bereitern stellten Wolfgang und Christin Krischke die Sammlung ihrer barocken Hengst vor! Was ich persönlich bei meinem ersten Besuch der Hofreitschule vermißte, nämlich die Reitkunst mit allen Pferderassenvertretern der Barockreiterei darzustellen, wurde mittlerweile aufgegriffen und zum Ziel der Krischkes: fast alle Vertreter der Barockpferderassen waren da! Imposant, wenn plötzlich Berberhengst neben Lusitano, Andaluiser und Pura Raza Espagnola, Lippizzaner, Knapstupper, Kladruber, Friesenhengst und Genete in der barocken Reithalle nebeneinander standen.

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 Lediglich der Frederiksborger fehlte in der Sammlung, soll aber im Herbst dazu stoßen. Als große Sensation: der bisher ausgestorbene Bückeburger wurde erfolgreich nachgezüchtet, im Mai wurde  den Krischkes ein Hengstfohlen geboren!

Anschließend wurden die imposanten Hengste unter dem Sattel vorgestellt: wir bekamen per Beamer alte Stiche präsentiert, die vollendete Reitkunst des 18. und 19. Jahrhunderts zeigten und parallel die gleiche Figur in der Gegenwart—genauso vollendet nachgeritten, sei es Piaffe, Levade, Pesade, Balotade, Courpade, Kapriole, Tèrre-à-Tèrre. Einige Figuren und v.a. wunderbare Seitengänge konnten wir nicht nur im Schulsattel sondern auch im Damensattel sehen und die Schulsprünge sowohl an der Hand als auch teilweise unter dem Reiter.

Bild 3
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Als Krönung zeigte Wolfgang Krischke das Repulon (?), eine Übung zwischen abwechselndem Renngalopp und höchstem versammelten Galopp, der Coubette. Dabei galoppiert das Pferd die Länge der Bahn im Renntempo, um dann eine Coubette-Piroutte in der Ecke zum Richtungswechsel zu vollführen. Dann im Renngalopp wieder die Länge der Bahn, um sich dann in der anderen Ecke mit einer Coubette-Piroutte in höchster Versammlung zu drehen usw. WAHNSINN!!!!

Das spektakulärste meiner Meinung nach  war allerdings die Sarabande: das Pferd galoppiert in Coubetten im Zweitakt nach vorne, nach rechts, nach links und sogar nach hinten (Rückwärtsgalopp!) und beschreibt dadurch ein Kreuz. Diese Übung, die vielleicht eine Handvoll Reiter aus der Welt beherrschen, live sehen zu dürfen, war für mich Gänsehaut pur! Einfach phänomenal!!!

Zwischendrin ritten die Krischkes scheinbar spielerisch schwere Lektionen beim „Waffentanz“: hier wetteiferten die Reiter um die Gunst des Publikums, indem sie von 4 Säulen Blumensträuße so ausdruckstark wie möglich per Schwert abholten und kunstvoll umritten; das Publikum sollte entscheiden, wessen Darbietung am schönsten war. Hier kam ganz deutlich zum Ausdruck: verbissender Ehrgeiz und harter Wettbewerb sind hier völlig fehl am Platz! Reitkunst ist nur möglich, wenn das Pferd im Vordergrund steht und nicht die Gier des Gewinnens. Das haben uns die Krischkes sehr anschaulich deutlich gemacht, indem sie fröhlich und humorvoll die Hengste geführt und ihre offensichtliche Liebe zu den Pferden und zur Reitkunst gezeigt haben. Die Pferde wurden zu keiner Zeit gestraft oder „hart angefasst“, trotz höchster Versammlung wurde am Zügel nachgegeben und die Lektionen waren einfach nur wunderschön anzuschauen!!! Denn: „Reitkunst ist sichtbar gemachte Liebe!“

Nach dieser wundervollen Darbietung, bei der die Pferde mit Spaß und Stolz bei der Arbeit waren und Ihre ganze Schönheit zum Ausdruck kam, folgte von Dr. Stodulka und Frau Prof. Aurich noch ein kleiner Vortrag über das neugegründete Europäische Dokumentationszentrum für Reitkultur und Reitkunst (EDRR).Bild 6Abschließend wurden wir zum Buffet in den Ratskeller eingeladen, um uns bei Chor, gutem Essen und Trinken mit der brocken Reiterfachwelt austauschen zu können. Gestärkt und rundherum zufrieden, mit neuen Eindrücken und voller Bewunderung für die Krischkes, die sich alles selbst erarbeitet haben, traten wir am Abend die Heimreise an…

Danke liebe Familie Krischke für diesen wundervollen Tag der barocken Reitkunst!

http://www.hofreitschule.de/

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