Ein Bericht von Tanja

Was bedeutet Légèreté?

 

 

 

Ein Bericht von Tanja

 

Was ist die Légèreté, nach der wir uns benannt haben und was uns in der Reitweise unterscheidet von anderen? Wir bilden unsere Pferde klassisch aus, inspiriert von den alten Meistern wie z.B. François Robichon de la Guérinière und Baucher oder den neuen wie Racinet, Bent Branderup und Philippe Karl, die auf Guérinière und Baucher aufbauen. Sie haben unterschiedliche Ansätze und verschiedene Prioritäten; wir ziehen das heraus, was wir für uns und unsere Pferde für richtig halten.

„Klassisch“ nennen sich so viele, aber es ist nicht unser „Schlagwort“. Warum Légèreté? Was ist an der Légèreté anders?

Wörtlich übersetzt heißt Légèreté „Leichtigkeit, Leichtfertigkeit oder Oberflächlichkeit“. Da wir weder für Leichtfertigkeit noch für Oberflächlichkeit stehen, ist die „Leichtigkeit“ die richtige Übersetzung!

Leichtigkeit ist dabei in vielen Bereichen vorhanden, nicht nur in der Technik des Reitens. Ich versuche mein Verständnis von der Légèreté in Worte zu fassen und die verschiedenen Bereiche im folgenden zu nennen:

Leichtigkeit in den Hilfen: kein grobes vorne ziehen und hinten drücken, sondern ein feines Klingeln mit dem Zügel zum passenden Zeitpunkt oder ein kurzes Schenkel anlegen. Nur Impulse zur richtigen Zeit geben, das Pferd reagiert sofort (jedenfalls, wenn wir mit unserer Ausbildung schon fortgeschritten sind..); hier darf der Name „Baucher“ nicht fehlen, der v.a. den Satz prägte „Hand ohne Beine, Beine ohne Hand“.

Leichtigkeit des Pferdes: das Pferd ist unser Partner und soll Spaß an der Arbeit und Vertrauen zum Reiter haben. Das bedeutet, wir überfordern das Pferd nicht, weder physisch noch psychisch und wir legen immens hohen Wert auf seine Entspannung. Nach Baucher und Phillippe Karl ist die Entspannung erreicht, wenn das Pferd im Unterkiefer locker ist. Also fangen wir erst damit an, das Pferd im Unterkiefer zu lösen, in der Bodenarbeit. Zum Lösen ist nämlich kein stundenlanges Leichttraben nötig, sondern lösen kann man im Schritt, sogar im Halten.

Leichtigkeit des Reitens: Wir wollen keine M-Dressur mit 5 Jährigen gewinnen, sondern wir wollen ein gesundes Pferd zum Partner haben, das uns die nächsten 25 Jahre zur Seite stehen kann. Also ist unser Ziel, zu gymnastizieren, zu dehnen, die Vorderbeine zu entlasten, um dem Pferd keinen Schaden durch das Reitergewicht zuzufügen. Wie Phillippe Karl es in seinem Buch „Irrwege der Modernen Dressur“ sehr anschaulich beschrieben hat, ist es wichtig, das Pferd so aufzurichten, dass das Genick wirklich den höchsten Punkt ausmacht, nicht etwa, wie man es so oft leider sieht, der Halsbereich.

Leichtigkeit des Reiters: Wir wollen verantwortungsbewusste, fröhliche und faire Menschen sein, die geduldig und positiv dem Pferd gegenüber stehen und nicht ehrgeizig hinter irgendwelchen Pokalen herhetzen. Wenn der Reiter oder das Pferd mal einen „schlechten Tag“ hat, reiten wir lieber nicht! Gehen wir mit dem Pferd lieber spazieren oder machen Doppellonge oder lassen es ganz in Ruhe! Und wenn das Pferd beim Reiten mal eine Lektion nicht ausführt, dann wissen wir, es versteht etwas nicht oder kann es nicht! Wir müssen nicht aggressiv auf unser Pferd eindreschen, weil „der Bock wieder zu faul ist“, wie man es so oft schon gehört hat…

 

Alles in allem versuchen wir, die Hintergründe des Reitens, die Physiologie der Pferde, das Zusammenspiel von Muskeln und Wirbelsäule zu verstehen und mit dem Wissen „richtig zu reiten“. Wir wollen die Pferde in ihrer Schönheit erhalten und nicht durch eine reiterliche Maßregel, wie zum Beispiel das Einrollen, sie unterdrücken oder gar brechen.

Wir versuchen, uns auf einem leichten Weg gemeinsam mit dem Pferd weiterzuentwickeln. Denn „Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur“. (Bent Branderup)